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Applica aktuell

02. Juni 2023

Gold für die Gliederung mit Putzstrukturen

Die Sieger des «Schweizer Preises für Putz und Farbe» in der Kategorie Fassade/Farbgestaltung zeigen eine bemerkenswerte Herangehensweise an die Ge­staltung der Fassade. Anstatt nur einen einfachen Aussenputz aufzutragen, nutzten sie unterschiedliche Putzstrukturen, um eine akzentuierte Gliederung zu schaffen. Ausführender Handwerksbetrieb war die Egli AG aus Oberhasli ZH.

Die Treppenhäuser aus Sichtbeton werden durch einen Teilanstrich mit roter Farbe veredelt.
Die Treppenhäuser aus Sichtbeton werden durch einen Teilanstrich mit roter Farbe veredelt.

Das Wohnhaus Rautihalde in Zürich überzeugte die Jury mit der Idee und Ausführung, wie ein Gebäude mit einfachen Mitteln aufgewertet werden kann. Der Einsatz der Materialien und die verschiedenartig strukturierten Oberflächen spielen hierbei eine zentrale Rolle für den Ausdruck der Architektur, in dem sich identitätsstiftender Charakter und solide Alltagstauglichkeit verbinden. Der freistehende Baukörper nimmt in Volumetrie und Ausrichtung die charakteristische Struktur des durchgrünten Quartiers mit seiner offenen Bebauung auf. Mit seinen plastischen Modulationen formt das Haus jedoch stärker die umgebenden Räume und schafft eine kräftigere Verortung als die bestehenden Zeilenbauten.

Die Wohnungen werden über zwei zentrale, differenziert gestaltete Treppenhäuser erschlossen. Die Auffächerung des Volumens ermöglicht allen Wohnungen eine mehrseitige Orientierung.

Wie die klassische Rustika steht ein grober Putz für  die Erdverbundenheit des Sockels.
Wie die klassische Rustika steht ein grober Putz für die Erdverbundenheit des Sockels.

Die Wohnungen

Anstatt der heute oft üblichen Verschmelzung von Wohn-, Ess- und Küchenbereich sucht das Projekt die grosszügige Aufspreizung dieser Funktionen. Dies gelingt durch die kompakte Bündelung aller Erschliessungsflächen im Zentrum der Wohnung. Diese zentrale «Halle» bildet das Herzstück jeder Wohnung. Grosszügige und präzise gesetzte Öffnungen zwischen den Räumen machen den gesamten Wohnbereich einschliesslich der Loggia als räumlich zusammenhängend erlebbar. Zugleich ermöglicht die Separierbarkeit der Bereiche eine maximale Nutzungsflexibilität bis hin zu einer denkbaren Belegung des Wohnzimmers als Individualraum.

Aufbau der Putzfassade von oben nach unten: Kammzugputz, Glattputz und Kellenwurf.
Aufbau der Putzfassade von oben nach unten: Kammzugputz, Glattputz und Kellenwurf.

Die Materialien und Oberflächen

Das Gebäude mit vier Vollgeschossen und einem Dachgeschoss ist aus monolithischem Dämmziegel errichtet. Die ungebrochen durchlaufende Ziegeloberfläche des Rohbaus ermöglichte den Einsatz eines mineralischen Dickputzes. Die Korngrössen der Zuschlagstoffe im Putz konnten bei diesem Aufbau erheblich grösser gewählt werden als bei Putzen mit synthetischen Komponenten.

Das Projekt schöpft das Spektrum der Möglichkeiten dieser Form des Aussenputzes gestalterisch aus. Die Gliederung des Baukörpers in Sockelbereich, Fassade und Abschluss nach oben wird durch die horizontal differenzierte Ausführung des Aussenputzes akzentuiert: Analog zu einer Rustika in der klassischen Architektur steht ein grober Putz für die Erdverbundenheit des Sockelbereichs und kontrastiert deutlich mit dem fein abgeriebenen Putz der aufgehenden Fassadenbereiche. Von diesem setzt sich wiederum der obere Teil des Gebäudes durch einen senkrecht gerillten Kammputz ab. Diese Putzausführung lässt das oberste Vollgeschoss als skulpturale Bekrönung des Baukörpers wirken.

Die Treppenhäuser sind als einzige Bauteile in Beton ausgeführt, der dort sichtbar belassen wurde. Der gezielte Einsatz einer Teilbemalung des Sichtbetons mit roter Wandfarbe führt Bewohnende wie Gäste durch das Haus.

Für den Kammputz wurde eine Kammputztraufel nach den Vorgaben der Kammzugstruktur mittels Laser angefertigt. Für die Applikation war es unabdingbar, dass erstens eine ruhige Hand die Kammputztraufel führt und zweitens die Achsabstände des Kammes, in der Länge der Traufel, eingemessen werden, um ein fortlaufendes, gleichbleibendes Erscheinungsbild zu erhalten.

Der Glattputz wurde mittels rostfreier Traufel aufgezogen und abgeglättet, bis die Oberfläche den gewünschten Glättegrad erreicht hat.

Produkt für Kamm- und Glattputz

Als Produkt wurde sowohl für den Kamm- als auch für den Glattputz ein biozidfreier Mörtel verwendet. Als Bindemittel wurden Zement und Weisskalkhydrat verwendet und als Zuschlagstoffe wurden Rund- und Brechsande der Körnung 0–1 mm (Gruben- und Kalksteinsand) eingesetzt. Als Ergänzung und Zusätze des Putzes wurden Wasserrückhaltemittel, Haftvermittler und Hydrophobierungsmittel hinzugegeben.

Beim Kellenwurf, der von Hand mit einer Maurerkelle ausgeführt wird, lag das Augenmerk in der Gleichmässigkeit des Anwurfes und in der Handschrift des jeweiligen Verarbeiters. Der angeworfene Putz ist die Endstruktur und bleibt unverändert stehen.

Als Produkt wurde ein biozidfreier Mörtel verwendet. Als Bindemittel wurden Weisskalk und Portlandzement verwendet und als Zuschlagstoffe wurden Kalksteinsande und Strukturkorn aus Bimsstein 10–12 mm eingesetzt. Als Ergänzung und Zusätze wurden Wasserrückhaltemittel und Luftporenbildner hinzugegeben.

Der Kellenwurf kontrastiert mit dem fein abgeriebenen Putz der aufgehenden ­Fassade.
Der Kellenwurf kontrastiert mit dem fein abgeriebenen Putz der aufgehenden ­Fassade.

Die verschiedenartig strukturierten Fassaden des Wohnhauses Rautihalde überzeugten die Jury und brachten der Egli Gips- und Fassadensystem in Oberhasli ZH und den Zürcher Planern Fiederling Habersang Architekten den Sieg in der Kategorie Fassade/Farbgestaltung. Jurymitglied Annette Helle, Dozentin für Architektur und Konstruktion an der Fachhochschule Nordwestschweiz, begründet den Entscheid im Speziellen mit der Fassadengestaltung.

Lesen Sie den ganzen Artikel in der aktuellen «Applica»-Ausgabe!

Text: Projektbeschrieb und Jurybericht
Bild: Jurybericht

September 2023

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